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Das gelbe Beet

Es war ein Traum von mir, möglichst dicht an einem Essplatz eine Unmenge von Blumen zu haben. Im alten Haus konnte ich diesen nicht umsetzen, aber hier! Ich habe es in vollen Zügen genossen, meine Wunschvorstellung zu verwirklichen. Nicht ausschließlich gelbe Blumen sollten es sein, die hier in dem großen Staudenbeet vor der Küchenterrasse wachsen würden, sondern auch rote und orange.

gelbes Beet

Irgendwann im ersten Winter, den wir hier verbrachten, schmökerte ich in einer Gartenzeitschrift. Zu dieser Zeit kann ich im Garten nicht viel tun und so fängt man an, Pläne zu schmieden. In diesem Heft fand ich für die Bepflanzung von Staudenbeeten Angebote einer Gärtnerei. Eines in "moderner" Richtung, welches mir nicht so zusagte, das andere für Bauerngärten. Darin enthalten waren Rittersporn, Malven, Phlox, Pfingstrosen, Ziergoldrute, niedriger und hoher Sonnenhut, Staudensonnenblume und brennende Liebe. Allesamt Sorten, die Sonne vertragen bzw. mögen. Das ist auch notwendig, denn Schattenstellen gibt es in unserem Garten nur wenige im Sommer.

In einem Pflanzenpaket waren von jeder Sorte unterschiedlich viele enthalten und diese sollten für eine Fläche von ein paar Quadratmeter reichen. Da meine beiden Staudenbeete aber einiges an Fläche mehr boten, habe ich drei Pflanzenpakete bestellt.

Zu Beginn des Frühjahres brachte dann unser Postbote drei große Pakete. Die vielen Pflanzen waren sehr sorgfältig verpackt, alle mit Etikett versehen und eine Beschreibung nebst Pflanzanleitung lag auch noch bei. Zum Einpflanzen hatte ich beide Beete schon vorbereitet, das gelbe mehr als das blaue.

Ich versuchte nun mir vorzustellen, wie die Pflanzen in ausgewachsenem Zustand im Hochsommer aussehen würden; nach Höhe, Form, Blütezeit und Farbe. Dementsprechend platzierte ich die Töpfe zunächst auf der Erde. Dazu stellte ich noch unsere alten Pflanzen: den "Tabak", dessen Namen wir immer noch nicht kennen, die Taglilien und den Mohn.

Meine Visionen bezüglich der Anordnung der Stauden waren bis auf wenige Ausnahmen einigermaßen erfolgreich. Sicher habe ich schon die eine oder andere Pflanze umgesetzt. Aber ich meine, dass sich diese Aktivitäten noch in Grenzen halten. Es kommt immer wieder vor, dass ich im Garten an unterschiedlichen Stellen stehe oder sitze und mir vorstelle, wie eine Pflanze an dem für sie ausgesuchten Ort wirkt. Bisher hat noch keiner, der mich dabei vielleicht gesehen hat, an meinem Verstand gezweifelt oder es hat mich einfach noch niemand in diesen Momenten beobachtet!

Nachdem ich nun die Stauden in den guten Ackerboden gepflanzt und angegossen hatte, wurde mir bewusst, wie viel nackte Erde noch dazwischen war. Sicher wusste ich, dass auch Stauden im Laufe der Jahre üppiger werden und geteilt werden sollen, damit die Blühkraft erhalten bleibt. Aber diese Pflanzen konnten nicht ausreichen, um meine Wunschvorstellung zu verwirklichen.

Gott sei Dank (oder auch leider!?) gibt es auf dem Land Gärtnereien und Baumärkte, die Pflanzen in ihrem Angebot haben! Auch auf dem Wochenmarkt im Nachbarort bin ich fündig geworden. Und so habe ich in relativ kurzer Zeit das Sortiment für den gelb-roten Bereich erweitert.

Mittlerweile wachsen hier in diesem Beet noch Lupinen, Fackellilien, Lobelien (guter Kontrast mit dem roten Laub), gelber Fingerstrauch, dunkel-orangefarbene Astern, Taglilien in hell- und mittel-orange, zitronengelb und rot-gelb, noch ein Mohn mit noch größeren Blüten als der aus dem alten Garten, gelbes Mädchenauge, roter und gelber Nelkenwurz, Sonnenbraut, brennende Liebe, Flockenblume, Schafgarben in rot-orange und terrakottafarben und und und!

Am unteren Rand habe ich vergangenen Sommer gelbe Fetthenne gepflanzt, die als Bodendecker dient. Sie soll etwas die Rasenmähsteine verdecken. Zum Regenbach hin, der zwischen dem gelben und dem blauen Beet das Regenwasser der einen Dachhälfte in einen Sickerschacht leitet, breitet sich Pfennigkraut aus. Dieses kenne ich auch noch vom alten Garten her. Es kann getrost in die Kategorie "einmal Pfennigkraut - immer Pfennigkraut" einsortiert werden. Falls es sich zu sehr ausbreitet, lässt es sich jedoch auch einfach ausrupfen. Für einen Sommer lang hält diese Maßnahme meistens. Dahinter wächst der Goldfelberich, bei dem man ebenfalls aufpassen muss, dass er nicht irgendwann das gesamt Blumenbeet beherrscht.

Und dann ist da noch eine Staude, deren Blütenpracht mich ähnlich fasziniert wie die Katzenminze: der Frauenmantel. Ich finde, dass schon die geranienähnlichen Blätter ein eigenartiges Grün haben. Dazu kommen noch die filigranen gelbgrünen Blütendolden, die ihre Köpfe überschwänglich auf die Terrasse baumeln lassen.

In irgendeinem Artikel habe ich gelesen, dass sie noch ein zweites Mal im Spätsommer blühen, wenn sie nach der ersten Blüte zurückgeschnitten werden. Im übrigen werden sie eher für den Halbschatten empfohlen und sollen auch im Schatten gedeihen.

Wie gesagt, bei uns stehen sie in der Sonne und zurückgeschnitten werden sie im Sommer auch nicht. Und was habe ich davon: durchgehende Blütezeit bis in den Spätsommer, grüne Blätter bis fast zum Jahresende und viele Dutzend Pflanzenkinder dank der verwehten Samen.

Eines Tages werde ich einen eigenen Pflanzenhandel aufmachen. Ich sollte mir nur rechtzeitig einen Gewerbeschein und die Erlaubnis meines Arbeitgebers zum Nebenerwerb besorgen!

Im vergangenen Herbst, also gut 1 1/2 Jahre nach der Erstbepflanzung dieses Beetes, habe ich die drei Pflanzen des großen Sonnenhutes an der alten Stelle ausgegraben. Einer steht weiter unten im Beet am Sickerschacht, einer "draußen" am Garteneingang zur Straße und der dritte auf der anderen Seite des künftigen Baches. Aber dieser Standort scheint mir noch nicht endgültig.

Es ist schon gut, wenn auch hohe Stauden etwas Sichtschutz bieten. Aber mit fast zwei Metern Höhe war es mir einfach zu viel. Denn es steht noch die Staudensonnenblume hier und der Tabak erreicht ebenfalls eine stattliche Höhe.

Es war nicht nur der erste Sommer, in dem ich Stauden gepflanzt habe. Irgendein Plätzchen findet sich immer noch. Nur ist es zunehmend schwieriger, Pflanzen zu bekommen, die hier in meinem Garten noch nicht wachsen.

Nicht, dass Sie jetzt denken, meine Blumenbeete gleichen einem botanischen Garten. Aber es gibt auch Pflanzen, die partout keine Sonne vertragen und von denen lasse ich auch die Finger. Es gibt sicherlich noch genügend Sorten, aber nicht jede Staudengärtnerei bietet alle an und so grenzt es fast schon an Detektivarbeit, bestimmte Arten zu finden.

Und ich habe die Erfahrung gemacht, dass das Frühjahr um so teurer wird, je länger der Winter dauerte!

Mittlerweile ist es aber so, dass ich das gelbe Beet als vollständig bezeichnen kann. Nach den Eisheiligen verstecke ich noch einige Dalienknollen in der Erde, an deren Blütenreichtum man sich sowohl im Beet als auch in der Blumenvase bis zum Frost erfreuen kann.